Das Ergebnis
Am 21. und 22. Juli tagte im Kopfbau der Tribüne des alten Riemer Flughafens das Preisgericht des städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb für den fünften Bauabschnitt der Messestadt Riem. Die Jury kürte aus den eingereichten fünfzehn Entwürfen einen ersten und zwei zweite Sieger.
Erster Preis:
Architekturbüro 03 arch. und Studio Vulkan
Für die Fläche zwischen Kirchtrudering und der Messestadt Riem sieht der Entwurf zwei klar abgegrenzte Baufelder mit deutlichen Quartierszentren entlang der neuen Entlastungsstraße vor. Durch eine starke Verdichtung um diese beiden Mitten kann dazwischen ein großes Grünband freigehalten werden. So nimmt der Entwurf die Grundidee des Riemer Parks auf, die Landschaft weiträumig zu verzahnen und führt auch im neuen Bauabschnitt dessen lange Achsen sowie das Aktivitätenband des Landschaftsparks fort. Besonders lobte das Preisgericht die zwei verdichtenden Hochpunkte in den Baufeldmitten: sie verbinden die Quartiere räumlich über die Entlastungsstraße hinweg und wahren gleichzeitig ausreichenden Abstand vom Parkrand und von der bestehenden Bebauung. Die teilweise verzweigten Baukörper, die durchbrochene Blöcke bilden, versprechen vielfältige Typologien. Die Entlastungsstraße weitet sich an den Quartiersmitten und schafft dort Raum für Aufenthaltsfunktionen.
Visualisierungen dieses Entwurfs
Zweiter Preis:
De Zwarte Hond
Die Kölner Niederlassung des niederländischen Architekturbüros De Zwarte Hond hat zusammen mit RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten einen Entwurf vorgelegt, der sich nach Meinung des Preisgerichts durch einen Wechsel zwischen verdichteten Nachbarschaften und offenen Freiraumkorridoren auszeichnet. Positiv bewertet wurde dabei der hohe Anteil an Freiflächen und die dadurch mögliche Vielfalt an unterschiedlichen räumlichen Situationen und Angeboten, die sowohl den bestehenden Vierteln als auch den neuen Nachbarschaften zugutekommen. Der Entwurf führt den Riemer Landschaftspark durch Freiraumkorridore in Ost-West-Richtung bis an die bestehenden Wohnviertel heran. Wichtige Elemente des Parks werden in Form von Sichtachsen, Grünverbindungen und Aktivitäts-bändern aufgegriffen, so dass eine gute Verknüpfung zwischen Messestadt, Park und Kirchtrudering hergestellt wird.
Visualisierungen dieses Entwurfs
Dritter Preis:
Studio Wessendorf mit Atelier Loidl
Das Berliner Studio Wessendorf, zusammen mit Atelier Loidl, arbeitet mit Blockstrukturen, deren rechte Winkel zugunsten der öffentlichen Räume und zur Bildung von Angerflächen verändert werden. Die schräg gestellten Blockränder entsprechen den Sichtachsen des Riemer Parks und bilden einen respektvollen Übergang zum Bestand. Die gut proportionierten Innenhöfe der Blöcke haben wenige Öffnungen, die zusätzliche Sichtachsen ermöglichen und eine Auflockerung darstellen. Die Höhenentwicklung beginnt mit 4 Geschossen entlang der bestehenden Bebauung im Westen und steigt nach Osten auf 5 bis 6-geschossige Bauten. Akzente setzen einige 8-geschossige Eckpunkte.
Visualisierungen dieses Entwurfs
Der Wettbewerb
Am nicht offenen Planungswettbewerb haben insgesamt fünfzehn Teams für Architektur, Stadtplanung und Landschaftsarchitektur teilgenommen, davon zehn in einem europaweit offenen Bewerbungsverfahren. Die Jury bildeten zum einen externe Fachleute und Stadtbaurätin Prof. Merk als Fachpreisrichter, zum anderen als Sachpreisrichter Vertreter der Eigentümer, Mitglieder des Stadtrates und des Bezirksausschusses sowie weitere Sachverständige Berater.
Erforderlich war der Wettbewerb aufgrund der Größe und der Relevanz des Planungsgebiets für das umliegende Stadtgefüge. Das rund 250.000 Quadratmeter große Areal verbindet Kirchtrudering mit der Messestadt Riem und dem Riemer Park. Auf den unbebauten und bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen nördlich der Eisenbahnline München-Rosenheim soll ein neues, städtebaulich differenziertes Stadtquartier entstehen. Dabei ist es Ziel dieser Entwicklung, dass ein harmonischer Übergang von der bestehenden Bebauung Kirchtruderings zu den Strukturen der Messestadt Riem gelingt.
Das neue Stadtviertel
Neben einem hohen Wohnanteil mit bis zu 2.500 neuen Wohnungen und Flächen für Dienstleistung sowie standortgerechtes Gewerbe sollen auch zahlreiche soziale Einrichtungen entstehen, darunter eine sechszügige Grundschule, eine Einrichtung für offene Kinder- und Jugendarbeit, eine vollstationäre Pflegeeinrichtung sowie ein Flexi-Heim. Darüber hinaus sind ausreichend Kindergarten- sowie Kinderkrippeneinrichtungen für die Bewohner vorgesehen.
Außerdem sollen Grün- und Freiflächen sowie Schulsportflächen mit Vereinsnutzung entwickelt werden. Gerade der Ost-West-Korridor der Bahnlinie ist von hoher Bedeutung für den Biotopverbund und das Stadtklima. Daher wird die Bebauung von den Gleisen einen entsprechenden Abstand halten. Durch das Viertel soll von Süd nach Nord eine neue Durchgangsstraße führen, die den Ortskern von Kirchtrudering entlasten wird.
Nachhaltigkeit wird bei der Entwicklung des neuen Stadtteils eine zentrale Rolle spielen: bereits in der Auslobung zum Wettbewerb wurden Anforderungen des Klimaschutzes formuliert wie etwa kompakte Bauformen, flächensparende Erschließungskonzepte sowie klimaschützende und ressourcenschonende, wenn möglich klimaneutrale Bauweisen. Außerdem soll das Viertel soweit möglich mit nachhaltiger Energie versorgt werden.
So geht es weiter
Die Basis für alle teilnehmenden Büros stellte der Aufstellungs- und Eckdatenbeschluss der Landeshauptstadt München vom 9. Juni 2021 dar. Das Preisgericht spricht Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Entwürfe aus, die im Rahmen des anschließenden VGV-Vergabeverfahrens berücksichtigt werden sollen. Nach den Überarbeitungen wird einer der drei Entwürfe in einen Bebauungsplan mit Grünordnung überführt. Baubeginn für das neue Viertel soll 2025 sein.
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Hier gelangen Sie zur Pressemeldung über die Preisgerichtsentscheidung
Hier finden Sie das Protokoll der Preisgerichtssitzung vom 21. und 22. Juli 2022