In der Kulturetage in der Messestadt Riem hat gestern die Erörterungsveranstaltung stattgefunden im Rahmen des in § 3 Abs. 1 Baugesetzbuch beschriebenen Verfahrens, nach dem die Landeshauptstadt die Öffentlichkeit frühzeitig an der Planung des 5. Bauabschnitts der Messestadt beteiligt. Bis zum 15. Mai 2024 können Bürgerinnen und Bürger die Pläne an drei Orten im Stadtgebiet sowie auf der Beteiligungsplattform Bauleitplanung Online einsehen und Stellungnahmen abgeben.
Mehr als hundert Bürgerinnen und Bürger waren zur Erörterungsveranstaltung gekommen, etwa zur Hälfte Bewohner der Messestadt sowie von Trudering. Der Bezirksausschussvorsitzende Stefan Ziegler begrüßte die Anwesenden und bezeichnete die vorliegende Planung als einen „gelungenen Kompromiss für das Zusammenwachsen der beiden Stadtteile. Eva Regensburger vom Planungsreferat der Stadt München schilderte kurz die Historie des Planungsprozesses für den 5. Bauabschnitt, bevor Georgios Rebouskos die inhaltlichen Vorgaben des Stadtrats darstellte und das weitere Verfahren beschrieb. Er lobte ausdrücklich die aktive Rolle der Eigentümer, die weit vor der offiziellen Beteiligung der Öffentlichkeit, nämlich bereits seit 2021 durch eine Vielzahl von Dialogformaten den Austausch mit den Bürgern über das Vorhaben gesucht hätten.
Im Anschluss stellten Michael Wimmer von 03.arch sowie Florian Strauss von Studio Vulkan die Kernelemente und Charakteristika ihres Entwurfs vor und betonten, dass bereits im bisherigen Planungsprozess zahlreiche Wünsche der Anwohner aufgegriffen und berücksichtigt worden seien, etwa durch die Reduzierung der Gebäudehöhen im Übergang zur bestehenden Bebauung in Kirchtrudering oder die neue Platzierung des Hochpunkts im südlichen Quartier.
In der darauffolgenden Diskussion, die Ursula Ammermann von Citycom moderierte, wurden einige Kritikpunkte an der Planung vorgebracht, über die bereits in den bisherigen informellen Informationsveranstaltungen gesprochen worden war und die auch schon zu Anpassungen der Planung geführt haben. Bedenken gab es gegen die Zahl von 2.500 zu realisierenden Wohnungen und die dadurch entstehende städtebauliche Dichte, die mögliche Überforderung der Nachbarschaften sowie des angrenzenden Parks und Sees durch mehrere Tausend neue Bewohner, die Höhe der geplanten Hochpunkte, der zu abrupte Übergang zur bestehenden Bebauung in Kirchtrudering sowie die vierspurige Straße, die schwer zu queren sei und wie eine trennende Schneise wirke.
In Ihren Antworten verwiesen die beiden Planer immer wieder auf die Vorgaben durch die Stadt, die herausfordernd gewesen seien, für die man aber sehr gute Lösungen gefunden habe. So ermögliche es gerade die Dichte und Höhe der Bebauung, verbunden mit der Erschließung der Quartiere einzig durch die Entlastungsstraße, dass man die für neue Stadtviertel verschärfte Vorgabe von mindestens 20 Quadratmeter Grünfläche pro Einwohner sogar übererfülle. Auch Eva Regensburger wies darauf hin, dass erst die Dichte die hohe Qualität des Entwurfs in Sachen Stadtklima, Luftachsen, Ökologie ermögliche, der daher zurecht als Sieger des Wettbewerbs hervorgegangen sei. Dass München enger zusammenrücken müsse, wenn nachverdichtet werde, sei aufgrund der Bevölkerungsentwicklung ein nicht zu änderndes Faktum.
Einig waren sich Planer, Planungsreferat und Bürger im Wunsch, wenn möglich die vierspurige Straße auf zwei Spuren zu reduzieren. Dem entgegnete Maria Greis vom Mobilitätsreferat, dass die neue Straße als Entlastung für Kirchtrudering geplant sei. Zu diesem Verkehr komme das Mobilitätsbedürfnis der neuen Bewohner von im Schnitt 3,5 Wegen pro Anwohner und Tag. Wenn man trotzdem den motorisierten Verkehr reduzieren wolle, gehe das nur über einen Ausbau des ÖPNV, wobei die beiden nächstgelegenen U-Bahn-Stationen etwa 800 bis 1000 Meter entfernt seien und über zusätzliche Busangebote angebunden werden müssten. Gleichwohl wolle man die bisherigen Berechnungen dazu noch einmal überprüfen, sie erwarte sich hier mehr Klarheit durch das neue Verkehrsgutachten.
Weitere Themen, zu denen sich Bürger äußerten, betrafen die Themen Regenwasserversickerung, Versiegelung und Unterbauung, Fassadenbegrünung und -qualität, Lärmschutz, Aufenthaltsqualität der neuen Stadträume, Radwege, Querung der Straße durch eine Rampe, Tempo 30, Parkplatzsuchverkehr in den Nachbarschaften, Bezugsfertigkeit der sozialen Einrichtungen, Schutz der Natur des Riemer Parks und Sees sowie mögliche Konzepte zur Ansiedelung von Gewerbebetrieben. gh